Ein Portraitfoto von Autorin und Regisseurin Christina Friedrich.

Die Gräuel des Südharz

Die aus Nordhausen stammende Theater- und Filmregisseurin Christina Friedrich hat ihren Roman Keller selbst verfilmt. Zone startet am 3. Oktober im Kino und weist eine ganz eigene, herausfordernde Erzählform auf.

von Lutz Granert

(Foto © Vincenzo Laera)

Eine Jugend in der DDR im thüringischen Nordhausen: Für Christina Friedrich war das kein Spaß. Immer wieder fühlte sie sich ohnmächtig, nicht nur als Katholikin, sondern auch als Rebellin mit den Grenzen um diesen Staat konfrontiert. Sie schrieb darüber einen Roman mit einer seltenen Verknappung der Satzzeichen: Nur Punkte und Kommata finden sich darin, in nüchternen Sätzen verfasst im Präsens. Keller heißt er und ist im Jahr 2021 im S. Marix Verlag (Verlagshaus Römerweg) erschienen. 

Nach Aussage der weitgereisten Kreativen, die bereits in zahlreichen Ländern der Erde Theaterstücke realisiert hat, bestimmte der Inhalt die Form: „Es ist eine Chronik, eine Beschreibung – und da gibt es keine Fragen oder Ausrufezeichen, die diese emotional bewerten“, erläutert sie im Interview. Wer Keller gelesen hat, wird sich an seine bildhafte Sprache erinnern, an die Grausamkeiten und Monstrositäten um einen mordenden Götzen namens Krodo, dem sich die Ich-Erzählerin sich als Dienerin nähert. Und an einen müden Gott, der an seiner Schöpfung solange zweifelt, bis er den Freitod wählt.

Cover des Romans "Keller" von Christina Friedrich

Das Buch

Christina Friedrich: 
Keller
S. Marix Verlag 2021
376 Seiten

Christina Friedrich adaptierte ihren Roman für die große Leinwand: Zone startet passend zum Tag der deutschen Einheit im Kino. Auch wenn sie ihre Motive in und um Nordhausen fand, hegt die Filmemacherin ein ambivalentes Verhältnis zur Südharz-Metropole: „Es ist keine wirklich schöne Stadt. Es ist die Stadt, in der ich aufgewachsen bin, die mir durch die Anwesenheit des KZ Mittelbau-Dora unheimlich war und ich beklemmend fand.“ 

Das ist in ihrem sperrigen Drama immer spürbar, das assoziativ einzelne Episoden aus dem Leben einer Rebellin (Kea Krassau) und ihrem verstorbenem Pendant aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs aneinanderreiht. Selbst in der ausgelassenen Stimmung eines Kindergeburtstags mit Disco schwingt eine unwirkliche Bedrohung mit. 

„Man sollte in den Film hineingehen wie man in einen Fluss oder unbekanntes Gewässer steigt und darauf hoffen, dass einem das Wasser trägt“, rät Friedrich, die bis heute in Limlingerode im Landkreis Nordhausen Ruhe und Inspiration für ihre (Dreh-)Bücher findet.

Der Film:

Zone (2024)
Kinostart: 03.10.2024
Länge: ca. 131 Min.
Eksystent Filmverleih
Regie & Drehbuch: Christina Friedrich

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