Leipzigs Messehallen sind im Frühjahr normalerweise nicht nur Treffpunkt für Tausende Literaturbegeisterte, sondern auch für zahlreiche Comic-Fans. Anstelle der abgesagten Buchmesse organisierten die Verlegerin Annette Köhn und ihr Team kurzerhand ein eigenes kleines Comic-Treffen, das vom 18. bis 20. März im Tapetenwerk Leipzig stattfindet.
Die Aufregung war groß, als die Leipziger Buchmesse zum dritten Mal in Folge abgesagt wurde. Schnell setzte sich die Argumentation durch, Schuld hätten „westdeutsche Verlage“, die ihre Teilnahme an der Messe abgesagt hatten. Es folgte ein hartes Ost-West-Narrativ nach dem „Wir hier, die drüben“-Schema.
Ganz ohne Bücher und Lesungen in Leipzig wird das Frühjahr nun aber nicht bleiben. Dafür sorgen die „buchmesse_popup“, bei der sich vom 18. bis 20. März im „Werk 2“ mehr als 60 Verlage mit ihren Neuerscheinungen präsentieren und zudem Lesungen organisieren. Parallel veranstaltet „weiter:lesen22“ am 19. und 20. März ein umfangreiches Programm mit Livestreams und über 60 Events.
Doch in normalen Jahren wären Leipzigs Messehallen nicht nur Treffpunkt von Literaturfans, sondern auch von unzähligen Comic-Schaffenden und -Begeisterten. Zeichnerinnen und Zeichner würden live ihre Kunst präsentieren, signieren, mit der bunten Fangemeinde zusammen über die Neunte Kunst diskutieren.
Damit auch dieser Teil des Leipziger Bücherfrühlings in diesem Jahr nicht ganz entfällt, organisiert der in Berlin ansässige Jaja Verlag eine eigene kleine Messe vom 18. bis 20. März – samt Ausstellung, Meet and Greet und offener Comic-Lesebühne. Wir sprachen mit Verlegerin Annette Köhn über das, was sie und ihr Team in den Räumlichkeiten des Tapetenwerks in Leipzig-Lindenau auf die Beine stellen werden:
MdM: Erst der Schock über die Buchmesse-Absage; nun wird es die „Buchmesse_popup“ geben und zudem eure „Jajamesse“ im Tapetenwerk. Zugespitzt gefragt: Zeigen die Verlage gerade, dass man die große Bühne der Leipziger Messehallen gar nicht unbedingt braucht?
Annette Köhn: Was brauchen wir schon…?! Ich denke die Leipziger Buchmesse ist vor allem ein großartiges Spektakel und damit anziehend für das Publikum. Wir werden auf unseren rasch zusammengezimmerten kleineren Veranstaltungen wohl keine Viertelmillion Besucher*innen haben, das lässt sich so gar nicht vergleichen. Zumindest für unsere „Jajamesse“ kann ich sagen, dass sie eher aus Trotz geplant wurde, weil wir vor allem unsere Autor*innen wiedersehen und zusammen Messe-Flair erleben wollten… und ja, uns natürlich auch freuen, wenn Besucher*innen kommen, nur bitte keine Viertelmillion.
Bietet so ein Format nicht sogar viel mehr Möglichkeiten, als es eine traditionelle Buchmesse-Teilnahme jemals könnte? Es soll ja beispielsweise bei einer Offenen Comic-Lesebühne jeder seine eigenen Comics vorstellen.
Klar, das eigene Event mit eigenen Räumlichkeiten lässt sich viel kreativer gestalten. So gesehen, ist alles viel effektiver, wenn wir nicht einer von vielen Ständen auf der großen Buchmesse sind.
Der Jaja Verlag sitzt in Berlin; gibt es enge Verbindungen zur Buch- und Comic-Szene in Leipzig bzw. in der Region Mitteldeutschland?
Ja. In Leipzig waren oder sind einige Jaja-Comiczeichner*innen sesshaft, auch Weimar und das Bauhaus sind nicht weit weg und hier haben etliche Jaja-Urgesteine studiert. Beim „Millionaires Club“, der einstmals parallel zur Buchmesse als undergroundiges Comicfestival stattfand, waren wir mit Freuden dabei und wir sind natürlich auch alle Fan von Anna Haifisch, Max Baitinger und Co.
Wieso fiel die Wahl des Ortes auf das Tapetenwerk Leipzig?
Vitamin B! Unser Comicautor Franz Alken kennt da wen, gab mir den Tipp und Anja vom Café Zwischenfisch war prompt begeistert von der Idee. Mich hat auch das Gelände überzeugt: mit dem Innenhof als maskenfreiem Außenbereich und nebendran der Park – es soll ja auch Frühling werden, das wird schön. Und dass es Kaffee und Kuchen und Snacks bei Zwischenfisch gibt… und es sind noch andere Initiativen mit Ausstellungen und Lesungen am Wochenende vor Ort, beispielsweise die Buchkinder!
Könnte sich hiermit ein Nachfolger für das Comic-Event „Millionaires Club“ anbahnen, das in Leipzig jahrelang parallel zur Buchmesse stattfand?
Eigentlich gar nicht. Die Jajamesse wird ja nur vom Jaja Verlag ausgerichtet und bespielt und es würden definitiv andere Comicverlage fehlen, mal abgesehen von der viel aufwändigeren Orga und den Organisator*innen vor Ort, die den „Millionaires Club“ zu so einem tollen Comic-Kosmos parallel zur Messe machten.
Die Fragen stellte Frank Kaltofen (Redaktion Mitteldeutsches Magazin).
Weitere Informationen zur bevorstehenden Jajamesse sind auf www.jajaverlag.com zu finden.
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