Die Marzona Stiftung Neue Saalecker Werkstätten gab den Auftakt der Sanierung des Architektenhauses bekannt. Auf dem Gelände unweit von Naumburg soll unter anderem die erste deutsche Niederlassung der renommierten Harvard University entstehen.
(Foto: design akademie saaleck)
Es tut sich was, hoch über der Saale: Im November 2023 starteten die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen am Architektenhaus der früheren Saalecker Werkstätten. Das Gelände unweit der Burg Saaleck im Burgenlandkreis in Sachsen-Anhalt war im Jahr 2018 von der Stiftung des italienischen Sammlers und Mäzens Egidio Marzona erworben worden. Seither wirkt dort die Marzona Stiftung Neue Saalecker Werkstätten mit der „dieDAS – Design Akademie Saaleck“ und einem Dokumentationszentrum.
Der denkmalgeschützte Gebäudekomplex bringt eine bewegte und problematische Vergangenheit mit, die eng mit der Person des Architekten und Rassenideologen Paul Schultze-Naumburg (1869-1949) verknüpft ist: Die von Schultze-Naumburg gegründeten Saalecker Werkstätten wurden innerhalb weniger Jahre zu einer Plattform für nationalsozialistisches Gedankengut. „Niemals darf aus dem kollektiven Gedächtnis verschwinden, was in den Saalecker Werkstätten einmal gedacht und ausgesprochen wurde“, heißt es darum auf der Website der Akademie; es sei „eine bewusste Entscheidung, gerade ein derart ‚unbequemes Denkmal‘ als neuen Ort für freies Denken, zukunftsweisendes Gestalten und einen offenen Diskurs aufzubauen“.
Für die bevorstehende Sanierung der Hauptanlage wurde die dänische Architektin Dorte Mandrup im Rahmen eines Architektenwettbewerbs ausgewählt. Ihr Entwurf wolle sich mit der nationalsozialistischen Geschichte des Ortes und seines Erbauers auseinandersetzen. So wolle man die ehemaligen Saalecker Werkstätten „gegenwartskulturell transformieren und Respekt, Vielfalt und Innovation fördern“, heißt es in einer Mitteilung der Akademie.
Unterzeichnung der Absichtserklärung in Berlin (von links nach rechts): Andreas Silbersack, Sarah M. Whiting, Egidio Marzona, Arne Cornelius Wasmuth
(Foto: © Tom Altenburg)
Als zukünftige Nutzung des Architektenhauses plant die Harvard Graduate School of Design (Cambridge, Massachusetts) ein Research Center für Doktoranden und Masterstudierende der Universität mit den Themenschwerpunkten Design, Geschichte und Architekturtheorie. Dieser externe Standort soll die erste Harvard-Niederlassung in Deutschland werden und wird daher mit besonderer Priorität des Landes Sachsen-Anhalt bedacht.
Im April 2024 wurde daher in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt in Berlin eine Absichtserklärung für die Initiierung eines neuen Forschungs-Residenzprogramms im Architektenhaus der historischen Saalecker Werkstätten unterzeichnet: Die Erklärung, unterschrieben vom Vorstand der Marzona Stiftung, Egidio Marzona (Schirmherr und Senior Chief Advisor), Andreas Silbersack (Leiter Recht und Finanzen) und Arne Cornelius Wasmuth (Vorstandsvorsitzender und dieDAS-Gründungsdirektor) und Sarah M. Whiting (Dekanin und Professorin für Architektur an der Harvard Graduate School of Design), sieht vor, das Architektenhaus der Saalecker Werkstätten als Zentrum für internationale Forschungsstipendiatinnen und -stipendiaten zu nutzen.
Dabei soll auch in Partnerschaft mit Archiven und Institutionen in der Region und darüber hinaus gearbeitet werden – darunter das Bauhaus Dessau, die Bauhaus-Universität Weimar, die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, das neue Archiv der Avantgarden (AdA) in Dresden und viele weitere. „Die Saalecker Werkstätten sind nicht nur ein wichtiger Forschungsort, der sich mit der Geschichte und Kultur von Unterdrückung beschäftigt, sondern eröffnen auch Möglichkeiten für fruchtbare internationale Kooperationen im kreativen Bereich. Dies betrifft sowohl die Kulturlandschaft des Standortes und seiner Umgebung als auch die handwerkliche Tradition, die eng mit diesem Ort verwoben ist“, so Sarah M. Whiting von der Harvard Graduate School of Design.
Die Absichtserklärung gilt zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren nach Abschluss der Restaurierungsarbeiten des Architektenhauses. In der Übergangszeit sollen die Details zur Unterbringung und die Bedingungen des internationalen Forschungs-Residenzprogramms koordiniert werden.
Die Arbeit vor Ort sowie die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudekomplexes werden durch Fördermittel des Landes Sachsen-Anhalt und des Bundes sowie durch private Geldgeber und Mäzene gefördert.
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